Montag, 11. November 2013

NOlympia für immer?

Im Fußball würde man von einer Klatsche sprechen. 0:4 ging die Befragung der Bürgerinnen und Bürger in München, Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgarden und Traunstein aus. Alle vier Städte und Gemeinden stimmten mit zum Teil deutlicher Mehrheit gegen eine Olympiabewerbung der Region für die Winterspiele 2022.

Für 2018 war eine Bewerbung noch am Südkoreanischen Pyeongchang gescheitert. Auch im Jahr 2011, als die Bewerbung scheiterte, war diese nicht ganz unumstritten. Landwirtete fürchteten um Land und Anwohner hatten Bedenken vor zu viel Trubel in der beschaulichen Alpenregion. Dieses Mal kam es gar nicht erst zu einer Bewerbung. Doch woran scheiterte das Vorhaben 50 Jahre nach den letzten Olympischen Spielen in Deutschland erneut ein Fest des Sports auf deutschem Boden zu feiern?
Waren es erneut die Landwirte, die ihren Boden schützen wollten? Waren es die Anwohner, die Angst vor zu viel Lärm hatten? Waren es Kommunalpolitiker, die die großen Löcher in den Haushalten der Städte und Gemeinden als Hindernis sahen?

All diese Fragen muss man sich nun stellen. Aber viel wichtiger ist die Frage, ob es eine Entscheidung gegen das IOC war, gegen die verkrusteten Strukturen eines Dachverbands, der in den letzten Jahren und Monaten allen voran, aufgrund von Korruptionsvorwürfen auf sich aufmerksam machte.

Da finden olympische Winterspiele 2014 am schwarzen Meer in Sotschi statt. Kein ausgewiesener Wintersportort. Es werden abermals Spiele der langen Wege und dass auch hier im Vorfeld ein Bürgerentscheid über eine Bewerbung stattfand ist wohl in etwa so vorstellbar, wie das olympische Eishockeyfinale in der Sahara.
Allerorten wird nach Transparenz gerufen und in Zeiten von NSA- und Abhörskandalen, richtet sich das IOC häuslich ein und wählt einen neuen Präsidenten. Wie genau und warum, erfährt man nicht. Gewählt wird Dr. Thomas Bach, ein ehemaliger deutscher Fechter. Ein Mann, der den Apparat kennt, aus ihm kommt und weiß, wie er sich in diesem Gebilde zu bewegen hat.

Finden die Spiele dann statt - egal ob Sommer oder Winter - stehen für die ausrichtenden Städte glamouröse und schöne Tage an. Es wird ein großes, friedliches Fest des Sports gefeiert. Zieht der olympische Tross dann jedoch wieder ab, bleiben bei den meisten Städten Schuldenberge übrig. Montreal beispielsweise knabbert noch heute an den olympischen Spielen von 1976. Zieht das IOC einmal in eine Stadt ein, so gehört ihnen scheinbar alles - ähnlich übrigens ist es bei der FIFA und einer Fußball-WM - Welches Bier getrunken wird, welche (Schnell)Restaurants ihre Speisen anbieten, auf welchem TV-Gerät rundum das olympische Gelände übertragen wird und dergleichen mehr, wird bis aufs kleinste Detail geregelt. Verdienen tut dabei das IOC, zusätzlich noch seine Sponsoren. Die Ausrichterstadt muss innovativ und geschickt sein, um ein kleines Stück von dem Kuchen abzubekommen. Will die Stadt tatsächlich profitieren von den Spielen, so muss man schon tief in die Kreativkiste greifen. London 2012 ist zwar ein tolles Beispiel hierfür, allerdings leider auch eine Ausnahme der Regel.

Man mag die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger in München und den weiteren Gemeinden schade finden und sie in einer stillen Ecke gar verfluchen, ob der verpassten Chance. Jedoch sollte man zum einen den demokratischen Willen des Volkes akzeptieren und zum anderen diese Abstimmung als Zeichen gegen die Machenschaften in Lausanne ansehen.

Ob der DOSB und damit Deutschland sobald wieder eine Olympiabewerbung anstrebt ist fraglich. Ob das IOC diese Abstimmung überhaupt zur Kenntnis nimmt eher nicht zu erwarten. Aber man sollte in Lausanne die Augen und die Ohren weiter öffnen, wenn eine sportverrückte Nation, dazu auch noch die Nation, die den ewigen Medaillenspiegel der olympischen Winterspiele anführt sich mehrheitlich gegen Spiele in einer der wichtigsten Wintersportregionen Deutschlands ausspricht.

Die Zeit für Reformen ist gekommen, nicht zuletzt und vor allem beim Internationalen Olympischen Komitee!

Dienstag, 12. März 2013

Die Qual der Wahl?

Es ist der 12.03.2013. In zwei Wochen beginnt die K-Woche. Ostern 2013. In Frankfurt schneit es, der Winter ist zurück. Der ferne Osten bangt gerade vor einem Diktator, der mit Krieg droht und allerlei Katastrophenszenarien entwirft. In den USA steht man vor den Trümmern eins Haushalts und macht sich Gedanken, wie man die Staatsschulden bekämpft. Und inmitten dieser aufregenden Zeit begeben sich 115 Männer in einen sakralen Raum, abgeschnitten von der Außenwelt, ohne Handys, ohne Internet, ohne Zeitungen und vollziehen eine Wahl, wie sie ganz eindeutig einmalig ist. 115 Kardinäle der katholischen Kirche beginnen das Konklave. Ein neuer Heiliger Vater, der Stellvertreter Gottes auf Erden, der Nachfolger des heiligen Petrus wird neu gewählt.

Benedikt XVI. war gut acht Jahre Papst. Er wollte es nicht sein, wollte nie den heiligen Stuhl betreten, doch er wurde gewählt. Er erhielt den Ruf Gottes, der heilige Geist beseelte die Kardinäle im Jahr 2005 mit dem Ruf nach ihm. Benedikt XVI. tat dann am 13. Februar 2013 etwas historisches. Er erklärte seinen Rücktritt. Ein nahezu einmaliger Vorgang in der Kirchengeschichte. Knapp 700 Jahre zuvor, war dies das letzte Mal der Fall. Benedikt konnte und wollte nicht mehr. Das Amt hatte ihn gezeichnet. Die zunehmenden Skandale, Missbrauch, Vatileaks und dergleichen mehr, zehrten an ihm und an seiner Gesundheit. Er wollte emeritierter Papst sein. Sein Leben dem Gebet widmen. In Stille und in Würde den letzten Lebensabschnitt begehen. Kein öffentliches Ableben, wie Johannes Paul II. Keine Schwäche zeigen in einer Zeit, in der die Kirche ohnehin geschwächt ist. Nein Benedikt XVI. gingt einen mutigen Schritt. Man mag über sein Pontifikat diskutieren können. Über Leistungen und Fehlleistungen. Über gelungene Akzente und verpasste Momente. Aber der Schritt den Hirtenstab niederzulegen war mutig und wird das Papsttum verändern.
Wieso auch soll einem Papst es nicht möglich sein, das Amt über sich selbst zu stellen und den Hirtenstab weiterzugeben? Wieso soll ein Papst nicht die Möglichkeit haben zu sagen, ein Jüngerer muss das Amt übernehmen, für die Kirche, für das Christentum. In einer modernen Zeit, wie wir sie heute gerne anpreisen, muss das möglich sein, sollte dies keine Ausnahme bleiben.

Doch wer wird der neue Pontifex der katholischen Kirche? Wer wird die Kirche in Zeiten der Krise übernehmen? Wen bestimmen die Kardinäle zum Stellvertreter Gottes auf Erden?
Viel wird spekuliert. Ein erster Papst aus Schwarzafrika. Ein Bettelmönch aus den USA. Ein deutschstämmiger Brasilianer. Ein Österreicher. Ein 55-jähriger Phillipine. Oder am Ende doch nach 35 Jahren wieder ein Italiener.
Offiziell darf es keine Absprachen geben. Offiziell empfängt jeder seine eigene Wahl durch den heiligen Geist. Doch inoffiziell wird schon seit einer Woche gekämpft und gefeilscht. Es werden Koalitionen gebildet und es wird überlegt, wer die katholische Kirche in einer solch schweren Zeit am ehesten führen kann.
Gleichgeschlechtliche Ehen, Abtreibung, Missbrauchskandal, Vatileaks, um nur die wichtigsten, die am meist beachtesten Punkte in der Öffentlichkeit zu nennen, sind Felder und Probleme, mit denen sich der neue Pontifex auseinandersetzen muss. Aber natürlich werden von ihm auch eine Öffnung der katholischen Kirche, eine Reform der Kurie, ein interreligiöser Dialog und noch viel mehr Dinge erwartet. Aufgaben, die wohl für die meisten Menschen zu viel wären. Doch der Papst ist ja schließlich der Stellvertreter Gottes und der muss sowas ja wohl können, sagen die einen. Der Papst und das sagen doch ein paar andere, ist grundsätzlich auch "nur" ein Mensch. Was etwas abwertend klingt "nur" ein Mensch, ist letztendlich die ganze Wahrheit. Der Papst ist ein Mensch. Dass er von 115 Kardinälen zum Stellvertreter Gottes, zum Heiligen Vater gewählt wird, macht ihn nicht zu einem übermenschlichen Wesen. Es macht ihn in schweren Zeiten vielleicht sogar viel eher zu einem sehr einsamen Menschen.

Ich wünsche dem neuen Papst, wer auch immer es dann wird, vor allem, dass er nie allein sein wird, dass er gesund bleibt und dass er die Kraft hat, dieses anstrengende Amt auszuüben. Natürlich wünsche ich mir neue Impulse und vielleicht sogar eine Art Sensation in den Entscheidungen des neuen Papstes, aber ich wünsche mir vor allem eins, dass die Menschen den Papst als das sehen, was er ist, einer von ihnen. Ein Mensch. Der Oberhirte der katholischen Kirche zwar, aber doch ein einfacher Mensch, der sein Leben Gott und Christus verschrieben hat.

Donnerstag, 12. April 2012

Größe - Mehr als ein Maß

Ich erinnere mich an das Champions-League-Finale 2001. Oliver Kahn im Moment seines wohl größten Triumphes geht zu Valencia Torhüter Canizares, der nach dem dritten Europacupfinale in Folge ohne Sieg weinend, zusammen gekauert auf dem Boden liegt und spendet ihm Trost. In einem Moment, in dem Oliver Kahn, der gern stilisierte Unsympath die ganze Welt hätte umarmen können, in einem Moment, in dem jeder zu ihm will, um ihm zu gratulieren. Er geht zu seinem unterlegenen Gegenüber! Er geht zu ihm, kniet sich neben ihn und versucht ihm Mut zuzusprechen. Vielleicht sagte er so etwas wie: „1999 ging es mir genau wie dir. Ich weiß es ist kein Trost, aber man muss immer weiter machen.“ 1999 wieder ein gutes Beispiel. Manchester United gewinnt durch zwei Tore in der Nachspielzeit die Champions League gegen den FC Bayern München. Die Bayernspieler am Boden. Unter Schock, traurig, entsetzt. Die Spieler des englischen Meisters jedoch springen nicht an ihnen vorbei und machen gar abfällige Gesten. Nein, sie freuen sich an anderer Stelle des Platzes und gehen später zu ihren Gegnern, geben ihnen die Hände und auch sie versuchen Trost zu spenden. In der Stunde des wohl größten Erfolgs.
Der FC Barcelona schlägt seinen „Erzfeind“ Real Madrid in deren Stadion mit 6:2. Zeit für große Jubelarien vor den Spielern Reals? Zeit sich für all die Sprüche, die im Vorfeld getätigt wurden zu rächen? Nein. Jubel Ja. Aber mit Stil.

Jose Mourinho, man kann halten von ihm, was man will, sicherlich gibt es Trainer, die sportlicher, die fairer sind. Doch in der Minute des Champions-League Sieges 2010 gegen seinen alten Lehrmeister Louis van Gaal und den FC Bayern bleibt er auf dem Boden, gibt dem Unterlegenen fair die Hand und freut sich im Anschluss ruhig und stilvoll mit seiner Mannschaft.

Dies alles waren Beispiele aus dem Fußball. Nehmen wir noch das Boxen. Hier gehört es zum guten Ton, vor einem Kampf die verbale Keule rauszuholen, Psychospielchen zu betreiben. Doch nach dem Kampf, wenn man ihn als Sieger beendet, geht man zu seinem Gegner, gibt ihm die Hand, gratuliert ihm zu seinem Kampf und zeigt dadurch Größe.


Größe. Ein Attribut, das zu einem wahren Sportler gehört. Ein Attribut, das einen Sportler auszeichnet und ihn zu einem Vorbild macht. Nicht nur Einzelsportler auch Mannschaften können Größe bewahren und Größe zeigen. Vor allem tun sie dies im Moment des Sieges. Nicht nur im Moment der Niederlage.

Einen Gegenspieler nach einem verschossenen Elfmeter mit unschönen Kraftausdrücken zu titulieren ist dabei kein Zeichen von Größe, sondern wohl viel mehr ein Zeichen von diebischer Infantilität. Einen Gegner mit höhnischem Applaus oder Gesängen zu versehen nach einem Sieg ist kein Zeichen von Größe, sondern wohl viel mehr ein Zeichen von Schwäche. In Richtung Gegner provozierend und gar aufreizend zu jubeln ist kein Zeichen von Größe, sondern wohl viel mehr ein Zeichen von Größenwahn.

Es gilt ein Leitspruch: Größe zeigt man in der bittersten Niederlage, wahre Größe im Moment des großen Triumphes.

Freitag, 6. Januar 2012

Der König ist tot- Es lebe der König

Ich denke es wird Zeit, dass auch ich einmal etwas zum Thema Wulff schreibe.

Christian Wulff der jüngste Bundespräsident aller Zeiten hat noch als Ministerpräsident Niedersachsens ein Haus gekauft. Ein ganz normaler Vorgang möge man denken, schließlich zog er damals mit seiner neuen Frau, deren Sohn und seiner Tochter zusammen. Ein Haus, das nicht wirklich repräsentativ erscheint war es zudem. Aber eben ein Einfamilienhaus, indem es sich sicherlich gut leben lässt.
Genug von diesem Haus, denn das Haus an sich ist nicht mehr wirklich interessant. Die Finanzierung umso mehr. Christian Wulff hat einen Privatkredit erhalten, von langjährigen Freunden, der hatte auch noch einen verbilligten Zinssatz und der langjährige Freund war Unternehmer. Ein Unternehmer, der einem Politiker, dazu hochrangig, einen Kredit zu günstigen Zinsen gibt. Es klingt erst einmal dubios. Doch Fakt ist auch, dass dieser Unternehmer keinerlei Gegenleistungen erhalten hat, weder gesellschaftlich, noch politisch. Also könnte man, setzt man voraus, dass dies stimmt sagen, es war ein Dienst unter Freunden.

Die parlamentarische Anfrage der Grünen im Niedersächsischen Landtag blieb ergebnislos, beziehungsweise ohne rechtliche Konsequenz, denn so wurde festgestellt, rein rechtlich lief alles in einem ordentlichen Rahmen.

Soweit so gut. Mittlerweile ist Christian Wulff Bundespräsident. Fällt hierbei nicht größer auf, als einige seiner Vorgänger und ist nur einmal richtig in Erscheinung getreten, als er den Islam zu Deutschland gehörig erklärte. Hierfür wurde ihm viel Beachtung geschenkt und großes Lob ausgesprochen, danach wurde es wieder ruhig um ihn. Doch dann kam die BILD Zeitung. Die Zeitung, die dem Springerverlag regelmäßig hohe Auflagen bringt und die niemand liest, aber von der jeder weiß, was sie schreibt. Eine Zeitung, die so manchen Skandal begleitet, einige aufgedeckt und andere gedeckt hat. Eine Zeitung, die eindeutig dem Boulevardjournalismus zuzuordnen ist und die nicht in allen gesellschaftlichen und vor allem politischen Schichten beliebt ist. Diese Zeitung beschreibt nun, dass Christian Wulff diesen Privatkredit entgegen nahm, sie beschrieb, dass er Urlaubsreisen machte, ohne dafür zu zahlen und im Wahlkampf von Unternehmern unterstützt wurde, die er an gleicher Stelle, nur im Zusammenhang mit Gerhard Schröder noch kritisierte. Ein Anflug von Skandal, vor allem, als sich diesem Thema auch die Opposition im Bundestag annahm. Opposition zum Bundespräsidenten? Richtig, die gibt es ja eigentlich gar nicht, aber gut wir wissen alle, dass dies in der Realität anders aussieht.
Wie geht es weiter? Wulff erklärt sich öffentlich und legt diverse Listen und Akten offen. Dies genügt einigen aber wohl nicht, denn jetzt kommt wieder die BILD Zeitung ins Spiel. Der Bundespräsident soll bei Chefredakteur Kai Dieckmann angerufen haben und resolut versucht haben die Veröffentlichung der Kreditgeschichte zu verhindern. Dies und da sind wir uns alle denke ich einig, ist ein Eingriff in die Pressefreiheit und so nicht hinnehmbar in einer Demokratie. Wulff stellt sich nun den Fragen der Hauptstadtredakteure der ARD und des ZDF, wirkt hierbei nervös, aber immerhin versucht er sich zu entschuldigen. Nun auch dies reicht einigen nicht. Die Opposition und auch die BILD Zeitung fordert die Veröffentlichung des Anrufs. Wulff kann dies mit juristischen Schritten verhindern. Mittlerweile ist ein Wortprotokoll der BILD Zeitung im Schloss Bellevue eingetroffen. Aber geschrieben Worte, ersetzen Emotionen nicht.

Jetzt ist also die BILD Zeitung wieder in aller Munde, doch schau her, jetzt ist sie nicht mehr verwerflich oder anmaßend. Sie ist nicht mehr der Feind vieler Demokraten. Nein, sie ist DIE moralische Instanz der letzten Tage und Wochen. Sie ist das Gewissen Deutschlands. Menschen die in der 68er Bewegung noch skandierten: "USA aus Vietnam raus, bombt doch mal das Springer Haus" berufen sich jetzt auf die BILD Zeitung und deren Redakteure. Die Kinder derjenigen, die die BILD Zeitung unlängst noch kritisierten, für deren Haltung in der Causa Guttenberg, kooperieren nun mit der so ungeliebten Springerpresse. Welch unerwartete Wandlung da doch von statten geht.
Der Notar der Republik, der Ersatzkaiser, der Repräsentant Deutschlands, der bis auf Gesetze unterschreiben und Kanzler und Kabinett ernennen keine weiteren verfassungsgebenden Aufgaben hat, ist auf einmal in aller Munde, noch viel mehr, er ist von heute auf morgen zu einer zentralen Figur in der deutschen Politik geworden. Nicht mehr Eurokrise, nicht mehr die Piraten oder die immer schwerer kriselnde FDP, nicht mehr Griechenland, Afghanistan, Irak oder der arabische Frühling bestimmen die Medien, nein der Bundespräsident und sein Kredit. Der Bundespräsident und sein vielleicht einfach zu menschlicher Ausflug in die Pressefreiheit bestimmen seit Tagen, nein seit Wochen schon die Öffentlichkeit. Respekt vor dem Amt hatte man bei so mancher Aussage eher weniger. Dass der Inhaber das Amt beschädige steht für viele fest, dass sie dies aber ebenso tun mit dieser Vehemenz der Kritik und der teilweisen Respektlosigkeit gegenüber dem Menschen und auch dem Amt, steht auf einem anderen Blatt und ist so noch nicht diskutiert worden.

Komme was wolle, bleibt Wulff Präsident oder tritt er zurück. Das Amt wird es weiter geben, nur ab sofort mit exorbitant hohen moralisch-ethischen Ansprüchen an den Inhaber und weil es jetzt ja auch eine Opposition und einen Steller des Präsidenten gibt wohl auch an dessen Steller.

Freitag, 30. Dezember 2011

2011- Was für ein Jahr

Was war 2011 nur für ein Jahr. Kurios, verrückt, tragisch, dramatisch, traurig, lustig, farbenfroh, grau. Das alles und noch viel mehr beschreibt 2011 und doch beschreibt es dieses Jahr nicht annähernd komplett.

Ich werde mir hier nicht anmaßen einen ultimativen Blick und Rückblick auf das Jahr 2011 zu werfen, aber ein wenig Revue passieren lassen, möchte ich es schon.

Prinzenhochzeiten, Erdbeben, Tsunamiwellen, Atomkatastrophen und nicht zuletzt Wahlen zeichnetet dieses Jahr aus.
Selten zuvor war es weniger still in Deutschland und in der Welt als 2011. Da stürzten Politiker über sich selbst und über begangene oder auch nicht begangene Plagiate, da wurden Traditionen gebrochen und weiter geführt. Ären beendet und womöglich neue begründet. All das und gewiss noch viel mehr passierte 2011.
Geliebte und beliebte Menschen gingen von uns und hinterlassen doch heitere und frohe Erinnerungen, die man trotz der so großen Trauer immer im Herzen und in den Köpfen behält.
Ich will hier bewusst nicht explizit und detailliert auf spezielle Situationen und Geschichten eingehen. Es erscheint mir viel wichtiger einfach einmal den Versuch zu starten kurz zusammenzufassen, was so alles passiert ist.

Jeder von uns wird das Jahr 2011 für sich selbst in Erinnerung behalten und dann natürlich auch die medialen, historischen und weltumfassenden Ereignisse im Kopf haben. Aber viel mehr wird man später doch sagen: "Damals als ich Geburtstag feierte im Jahr 2011, daran kann ich mich noch gut erinnern, denn am selben Tag, trat Karl Theodor zu Guttenberg zurück." oder "Ich weiß noch 2011, als ich heiratete, kam die Nachricht vom Super GAU aus Fukushima." Wir verbinden also ganz individuelle, persönliche Ereignisse mit diesen "großen Geschehnissen", an die sich ein ganzes Land oder sogar die ganze Welt erinnern werden.

Das ist denke ich, was hängen bleibt, diese Kombinationen, diese uns ganz eigenen Verbindungen zum Jahr 2011. Da feiert man schon einmal Geburtstag an dem Tag, als Prinz William seine Kate heiratet und das auch noch als großer, royaler Fan, das wird man gewiss nicht vergessen. Oder man selbst beginnt eine politische Karriere, und sei es nur im kommunalen Bereich, in dem Jahr oder dem Monat, in dem andere Politiker abgewählt werden.
Man erinnert sich daran, dass man selbst am Stuttgarter Bahnhof oder vor der EZB Zentrale in Frankfurt stand, als die großen Demonstrationen stattfanden, ob man mitdemonstrierte, zufällig vorbei lief oder einfach nur sehen wollte, was dort passiert. Aber genau daran erinnert man sich und genau das wird man in ein paar Jahren noch erzählen.

2011 war ein turbulentes Jahr und sicherlich ein Jahr, das durchaus großen weltgeschichtlichen Einfluss haben wird. Seien es die Verschärfung der Finanzkrise, die Staatspleiten oder eben auch die Fokussierung auf die Umwelt und alternative Energien. All das wird uns noch Jahre verfolgen, aber eines können wir alle sagen, wir waren dabei und gerade weil wir dabei waren, ist es unsere Aufgabe das Erbe des Jahres 2011 und sei es noch so kurios, verrückt, tragisch, dramatisch, traurig, lustig, farbenfroh oder grau, dieses Erbe müssen wir bewahren und nachfolgenden Generationen immer wieder aufzeigen.

Auf dass 2012 ähnlich spannend, aber vielleicht etwas weniger hektisch und weniger einschneidend wird.

Guten Rutsch und viel Glück, Erfolg und Gesundheit für das Jahr 2012.

Montag, 31. Oktober 2011

Gruseliges (Halb)Wissen

Heute ist der 31. Oktober. Für die meisten Menschen einfach nur ein neuer Montag und damit der erste, meist stressige, Arbeitstag der Woche. Für viele heißt es nach einem erholsamen Wochenende wieder ran an die Arbeit und allein das reicht schon aus, um einen Montag und damit auch den 31. Oktober gruselig zu machen. Doch seit einigen Jahren schwappt eine Welle immer stärker über den "großen Teich". Die Amerikaner und ihr Halloween haben Europa und auch Deutschland mittlerweile fest in ihrer Hand. Gruseln soll man sich vor den verkleideten Kindern, die von Haus zu Haus ziehen und nach Süßem fragen, ansonsten gäbe es Saures, so besagt es das Sprüchlein, dass die Kinder aufsagen, auch dies kommt, fast wie selbstverständlich aus den USA.

Doch, Moment. War da nicht noch was? Ist der 31. Oktober mittlerweile wirklich nur noch ein Zeichen für die Amerikanisierung unserer Gesellschaft? Für die angeblich moderne Ausrichtung, hin zum "großen Bruder und Freund" der USA? Ein Symbol für einen gewissen Imperialismus? Nun den Imperialismus möchte ich jetzt erst einmal außen vorhalten, aber doch die schleichende Amerikanisierung kann man an diesem 31. Oktober gut erkennen. Denn jetzt kommt die große Quizfrage: Für was steht der 31. Oktober denn in Deutschland?

A) Für das Vertreiben von bösen Geistern?
B) Für den letzten Tag im Oktober?
C) Für eine gesellschaftlich-religiöse "Revolution"?

Nun, zunächst sind alle Antworten gar nicht falsch. Natürlich ist der 31. Oktober der letzte Tag des Monats und ja irgendwie vertreibt man auch an diesem Tag böse Geister, aber sollte man das nicht besser immer tun? Aber insgesamt gilt für mich hier Antwort C - Die gesellschaftlich-religiöse Revolution!
Wer weiß denn heute noch vor lauter Skeletten an den Türen und Kürbissen in den Gärten oder den vielen Gespenstern, Vampiren und Hexen auf den Straßen, dass vor gut 500 Jahren ein Mönch die Kirche in ihren Grundfesten erschütterte? Mit dem Namen Martin Luther können vielleicht noch viele etwas anfangen, fragt man dann aber nach seinem Wirken und Schaffen wird es schon enger. Fragt man dann aber noch nach der Bedeutung des 31. Oktobers für Deutschland und ja auch für die Welt, wird es wohl schon sehr schwer eine überwältigende Mehrheit mit der richtigen Antwort zu finden.
Der 31. Oktober ist der Reformationstag. Ein Ereignis, das bis Heute seine Kreise zieht. Ohne Martin Luther und diesen Tag würden wir wahrscheinlich auch heute noch nicht, zwischen Katholiken und Protestanten unterscheiden. Ohne Luther und den Reformationstag hätte der Papst und der Vatikan heute eine noch viel größere "Gemeinde" und womöglich noch stärkere Macht. Ohne Luther und den Reformationstag würden wir vielleicht gar nicht Halloween feiern, denn waren es nicht vor allem protestantische Gruppen, die in die spätere USA auswanderten und übersiedelten?
Ich bin der Meinung vor lauter Halloween und anderen amerikanischen "Geschenken", vergessen wir oftmals unsere eigene Geschichte und Tradition. Wir sollten viel eher stolz auf die lange Geschichte Deutschlands sein und ja auch auf die wechselvolle Geschichte. Sicher die Reformation zog auch schlimme Zeiten nach sich, es sei hier an den 30-jährigen Krieg erinnert, aber die Reformation war auch Grundlage für die spätere Aufklärung und in meinen Augen für den Großteil aller bisher getätigten Emanzipationen. Anstatt heute von Haus zu Haus zu ziehen und Süßes zu verlangen oder Saures zu verteilen, sollten wir uns alle einmal auf unsere eigenen Wurzeln beziehen und darüber nachdenken, was genau der 31. Oktober für uns alle bedeutet. Für mich bedeutet er mehr, als Kürbisse, Gespenster und Hexen. Für mich bedeutet er eine Weltrevolution.

Und außerdem, wenn wir schon bei Traditionen sind. Ich kenne eine Tradition am Faschingsdienstag von Haus zu Haus zu ziehen und nach "Äppel, Kreppel oder Geld" zu fragen. Auch hier ist man verkleidet, auch hier bittet man um, zumeist, Süßigkeiten. Vergleichbar also mit Halloween. Wieso machen dies nur noch wenige Kinder? Das finde ich schade, denn das ist doch eine schöne Tradition und steht darüber hinaus keinem weltgeschichtlichen Ereignis "im Weg".

Sonntag, 11. September 2011

Der Tag an dem die Welt still stand

Der September 2001 war ein ruhiger Monat. Spätsommer und Frühherbst wechselten sich ab. Mal wärmer, mal kühler. Mal blauer Himmel, mal grauer Himmel. Ein typischer September für Mitteleuropa, aber auch für die USA.
Die Regierungen in Deutschland und den USA waren zwei (USA) und drei (BRD) Jahre an der Macht und regelten unter anderem zusammen den Einsatz im Kosovo nach dem Balkankrieg. Auch wenn die rot-grüne Regierung in Deutschland sicherlich nicht unbedingt den konservativen Republikanern unter George W. Bush jun. stark ähnelten, so wurde beiden zumindest ein gutes Arbeitsverhältnis nach gesagt. Weder der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder, noch der amerikanische Präsident allerdings konnten das verhindern, was sich am 11.09. um ca. 09.00 Uhr Ortszeit in New York City abspielte.
Ich denke jeder von uns weiß noch genau, was er an diesem Tag gemacht hat. Es war knapp 15 Uhr mitteleuropäische Zeit, als ich mit meinem Bruder und einem Klassenkameraden im Hof Fußball spielte und wir gerade eine kleine Pause einlegten, als meine Großmutter rausstürmte. "Das müsst ihr sehen, kommt schnell rein, da ist ein Flugzeug in New York in den Turm geflogen!" Diese Worte klingen mir heute noch in den Ohren.
Welcher Turm? Flugzeug? New York? Was ist denn da passiert? So oder so ähnlich waren meine Gedanken. Als ich dann vor dem Fernseher stand, wurde mir klar, da ist etwas passiert. Das World Trade Center war getroffen. Zunächst vermuteten viele noch einen Unfall, ein verirrtes Flugzeug, eine tragische Geschichte. Doch spätestens einige Minuten später, als die Welt live mit ansah, wie auch ein zweites Flugzeug in den zweiten Turm des WTC flog, waren diese Gedanken, wie weggeblasen.
"Wie kann man so etwas nur tun?", schoss mir durch den Kopf. Ich war 13 Jahre alt, hatte bisher wenige solch schreckliche Bilder in meinem Leben gesehen. "Wer war das? Wieso hat man das gemacht?", das haben mein Bruder, unser Klassenkamerad und ich uns gefragt. Währenddessen ließen wir den Fußball, der im Hof neben dem Skateboard lag, Fußball sein und starrten wie gebannt auf den Fernseher.
"Neue Meldung: Flugzeug stürzt ins Pentagon" Wieder ein Einschlag. Jetzt wurde auch uns klar, das kann kein Unfall sein, das hat nichts Gutes zu bedeuten.
Der Klassenkamerad ging heim, wir sollten später noch Fußballtraining haben. Mein Bruder, unsere Mutter und Großmutter und ich saßen weiter vor dem Fernseher. Unser Vater und Großvater kamen dazu. Sie waren erstarrt vor Schock.
"Breaking News: Flugzeug stürzt in freies Feld bei Pennsylvania" Wieder eins. Was ist denn hier los? Ich rannte in den Garten und schaute gen Himmel. Viele Flugzeuge flogen dort. Zum Flughafen in Frankfurt hin oder von diesem Weg. Wir wohnten unter dem Dach von hier aus sah man die Frankfurter Skyline. Was wenn dort nun auch noch etwas passiert? Wir alle standen unter Schock.
Wieder der Blick in den Fernseher. Menschen springen aus den Türmen, versuchen so vor den qualvollen Feuerwalzen und dem Tod durch Erstickung zu entkommen. Sie sprangen natürlich sicher in ihren Tod, aber sie wollten wenigstens die letzten Sekunden ihres Lebens selbst bestimmen.
"Diese armen Menschen", dachte ich bei mir. Sie waren unschuldig, wir alle waren es an diesem Tag.
Wieder eine neue Meldung. "Al Qaida wohl verantwortlich" Wer ist Al Qaida und warum tun sie sowas? Als 13-jähriger weiß man doch weniger von der Welt, als man selbst annimmt.

"Macht euch fertig, wir müssen auf den Sportplatz", schallt es durch die Wohnung. Unser Vater, gleichzeitig unser Trainer fährt mit uns auf den Platz. Im Autoradio gab es kein anderes Thema, Musik wurde nur begrenzt gespielt.
Wir 13-jährigen hatten keinen Kopf für Fußball, wir fragten uns ob es nun Krieg gäbe, ob auch wir gefährdet seien, was nun passiert. Keiner wusste eine Antwort, auch mein Vater und unser zweiter Trainer nicht. Wie auch? Wer hätte diese Antwort geben sollen?
Nach dem Training schnell unter die Dusche und dann ab vor den Fernseher. Ein erstes Bekennervideo kursierte mittlerweile durch die Medien. Ein älterer Mann mit langem weißen Bart und Turban schimpfte hier auf die USA und die westliche Welt und freute sich über "seinen Erfolg". Osama Bin Laden. Der Terror bekam Gesicht und Namen.
Doch was interessierte mich dieser Mann. Ich hatte die zahlreichen Opfer, wohl gemerkt unschuldigen Opfer im Kopf. Wie geht es ihren Familien, wie den Leuten, die in den Trümmern eingeschlossen wurden? Wie den vielen Helfern, die nicht mehr wirklich helfen konnten?
Abends sollte Fußball laufen. Champions League. Der FC Schalke 04 spielte gegen Panathinaikos Athen. Alles Nebensache. Die Kommentatoren schwiegen und im Stadion herrschte bedrückte Stimmung. Wer wollte zu diesem Zeitpunkt auch an Fußball denken oder an Torjubel? Nein, es gab nur eines in unseren Köpfen, das waren diese Flugzeuge, diese ungeheure Gewalt, dieser menschenverachtende Terror.
"Wie konnte man nur so viel Hass entwickeln?", diese Frage wurde wohl so häufig gestellt, wie keine andere in diesen Tagen.
Wieder und wieder liefen die Bilder aus New York im Fernsehen. Die Flugzeuge krachten in die Türme, die Türme stürzten in sich zusammen. Noch immer konnte ich es nicht glauben und noch viel weniger konnte ich schlafen in dieser Nacht. Viel zu sehr beschäftigte mich dieser Tag, der hinter uns lag. Was, wenn das in Frankfurt passiert? Was hätte ich gemacht, wäre ich da gewesen? Wieso machen Leute sowas? Immer wieder die gleichen Fragen. Niemand konnte sie beantworten, niemand konnte mir die Gedanken nehmen. Aber eins wusste schon ich als 13-jähriger und das war von nun an sicher:

Die Welt würde nie mehr sein, wie sie davor war!