Montag, 31. Oktober 2011

Gruseliges (Halb)Wissen

Heute ist der 31. Oktober. Für die meisten Menschen einfach nur ein neuer Montag und damit der erste, meist stressige, Arbeitstag der Woche. Für viele heißt es nach einem erholsamen Wochenende wieder ran an die Arbeit und allein das reicht schon aus, um einen Montag und damit auch den 31. Oktober gruselig zu machen. Doch seit einigen Jahren schwappt eine Welle immer stärker über den "großen Teich". Die Amerikaner und ihr Halloween haben Europa und auch Deutschland mittlerweile fest in ihrer Hand. Gruseln soll man sich vor den verkleideten Kindern, die von Haus zu Haus ziehen und nach Süßem fragen, ansonsten gäbe es Saures, so besagt es das Sprüchlein, dass die Kinder aufsagen, auch dies kommt, fast wie selbstverständlich aus den USA.

Doch, Moment. War da nicht noch was? Ist der 31. Oktober mittlerweile wirklich nur noch ein Zeichen für die Amerikanisierung unserer Gesellschaft? Für die angeblich moderne Ausrichtung, hin zum "großen Bruder und Freund" der USA? Ein Symbol für einen gewissen Imperialismus? Nun den Imperialismus möchte ich jetzt erst einmal außen vorhalten, aber doch die schleichende Amerikanisierung kann man an diesem 31. Oktober gut erkennen. Denn jetzt kommt die große Quizfrage: Für was steht der 31. Oktober denn in Deutschland?

A) Für das Vertreiben von bösen Geistern?
B) Für den letzten Tag im Oktober?
C) Für eine gesellschaftlich-religiöse "Revolution"?

Nun, zunächst sind alle Antworten gar nicht falsch. Natürlich ist der 31. Oktober der letzte Tag des Monats und ja irgendwie vertreibt man auch an diesem Tag böse Geister, aber sollte man das nicht besser immer tun? Aber insgesamt gilt für mich hier Antwort C - Die gesellschaftlich-religiöse Revolution!
Wer weiß denn heute noch vor lauter Skeletten an den Türen und Kürbissen in den Gärten oder den vielen Gespenstern, Vampiren und Hexen auf den Straßen, dass vor gut 500 Jahren ein Mönch die Kirche in ihren Grundfesten erschütterte? Mit dem Namen Martin Luther können vielleicht noch viele etwas anfangen, fragt man dann aber nach seinem Wirken und Schaffen wird es schon enger. Fragt man dann aber noch nach der Bedeutung des 31. Oktobers für Deutschland und ja auch für die Welt, wird es wohl schon sehr schwer eine überwältigende Mehrheit mit der richtigen Antwort zu finden.
Der 31. Oktober ist der Reformationstag. Ein Ereignis, das bis Heute seine Kreise zieht. Ohne Martin Luther und diesen Tag würden wir wahrscheinlich auch heute noch nicht, zwischen Katholiken und Protestanten unterscheiden. Ohne Luther und den Reformationstag hätte der Papst und der Vatikan heute eine noch viel größere "Gemeinde" und womöglich noch stärkere Macht. Ohne Luther und den Reformationstag würden wir vielleicht gar nicht Halloween feiern, denn waren es nicht vor allem protestantische Gruppen, die in die spätere USA auswanderten und übersiedelten?
Ich bin der Meinung vor lauter Halloween und anderen amerikanischen "Geschenken", vergessen wir oftmals unsere eigene Geschichte und Tradition. Wir sollten viel eher stolz auf die lange Geschichte Deutschlands sein und ja auch auf die wechselvolle Geschichte. Sicher die Reformation zog auch schlimme Zeiten nach sich, es sei hier an den 30-jährigen Krieg erinnert, aber die Reformation war auch Grundlage für die spätere Aufklärung und in meinen Augen für den Großteil aller bisher getätigten Emanzipationen. Anstatt heute von Haus zu Haus zu ziehen und Süßes zu verlangen oder Saures zu verteilen, sollten wir uns alle einmal auf unsere eigenen Wurzeln beziehen und darüber nachdenken, was genau der 31. Oktober für uns alle bedeutet. Für mich bedeutet er mehr, als Kürbisse, Gespenster und Hexen. Für mich bedeutet er eine Weltrevolution.

Und außerdem, wenn wir schon bei Traditionen sind. Ich kenne eine Tradition am Faschingsdienstag von Haus zu Haus zu ziehen und nach "Äppel, Kreppel oder Geld" zu fragen. Auch hier ist man verkleidet, auch hier bittet man um, zumeist, Süßigkeiten. Vergleichbar also mit Halloween. Wieso machen dies nur noch wenige Kinder? Das finde ich schade, denn das ist doch eine schöne Tradition und steht darüber hinaus keinem weltgeschichtlichen Ereignis "im Weg".