Montag, 11. November 2013

NOlympia für immer?

Im Fußball würde man von einer Klatsche sprechen. 0:4 ging die Befragung der Bürgerinnen und Bürger in München, Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgarden und Traunstein aus. Alle vier Städte und Gemeinden stimmten mit zum Teil deutlicher Mehrheit gegen eine Olympiabewerbung der Region für die Winterspiele 2022.

Für 2018 war eine Bewerbung noch am Südkoreanischen Pyeongchang gescheitert. Auch im Jahr 2011, als die Bewerbung scheiterte, war diese nicht ganz unumstritten. Landwirtete fürchteten um Land und Anwohner hatten Bedenken vor zu viel Trubel in der beschaulichen Alpenregion. Dieses Mal kam es gar nicht erst zu einer Bewerbung. Doch woran scheiterte das Vorhaben 50 Jahre nach den letzten Olympischen Spielen in Deutschland erneut ein Fest des Sports auf deutschem Boden zu feiern?
Waren es erneut die Landwirte, die ihren Boden schützen wollten? Waren es die Anwohner, die Angst vor zu viel Lärm hatten? Waren es Kommunalpolitiker, die die großen Löcher in den Haushalten der Städte und Gemeinden als Hindernis sahen?

All diese Fragen muss man sich nun stellen. Aber viel wichtiger ist die Frage, ob es eine Entscheidung gegen das IOC war, gegen die verkrusteten Strukturen eines Dachverbands, der in den letzten Jahren und Monaten allen voran, aufgrund von Korruptionsvorwürfen auf sich aufmerksam machte.

Da finden olympische Winterspiele 2014 am schwarzen Meer in Sotschi statt. Kein ausgewiesener Wintersportort. Es werden abermals Spiele der langen Wege und dass auch hier im Vorfeld ein Bürgerentscheid über eine Bewerbung stattfand ist wohl in etwa so vorstellbar, wie das olympische Eishockeyfinale in der Sahara.
Allerorten wird nach Transparenz gerufen und in Zeiten von NSA- und Abhörskandalen, richtet sich das IOC häuslich ein und wählt einen neuen Präsidenten. Wie genau und warum, erfährt man nicht. Gewählt wird Dr. Thomas Bach, ein ehemaliger deutscher Fechter. Ein Mann, der den Apparat kennt, aus ihm kommt und weiß, wie er sich in diesem Gebilde zu bewegen hat.

Finden die Spiele dann statt - egal ob Sommer oder Winter - stehen für die ausrichtenden Städte glamouröse und schöne Tage an. Es wird ein großes, friedliches Fest des Sports gefeiert. Zieht der olympische Tross dann jedoch wieder ab, bleiben bei den meisten Städten Schuldenberge übrig. Montreal beispielsweise knabbert noch heute an den olympischen Spielen von 1976. Zieht das IOC einmal in eine Stadt ein, so gehört ihnen scheinbar alles - ähnlich übrigens ist es bei der FIFA und einer Fußball-WM - Welches Bier getrunken wird, welche (Schnell)Restaurants ihre Speisen anbieten, auf welchem TV-Gerät rundum das olympische Gelände übertragen wird und dergleichen mehr, wird bis aufs kleinste Detail geregelt. Verdienen tut dabei das IOC, zusätzlich noch seine Sponsoren. Die Ausrichterstadt muss innovativ und geschickt sein, um ein kleines Stück von dem Kuchen abzubekommen. Will die Stadt tatsächlich profitieren von den Spielen, so muss man schon tief in die Kreativkiste greifen. London 2012 ist zwar ein tolles Beispiel hierfür, allerdings leider auch eine Ausnahme der Regel.

Man mag die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger in München und den weiteren Gemeinden schade finden und sie in einer stillen Ecke gar verfluchen, ob der verpassten Chance. Jedoch sollte man zum einen den demokratischen Willen des Volkes akzeptieren und zum anderen diese Abstimmung als Zeichen gegen die Machenschaften in Lausanne ansehen.

Ob der DOSB und damit Deutschland sobald wieder eine Olympiabewerbung anstrebt ist fraglich. Ob das IOC diese Abstimmung überhaupt zur Kenntnis nimmt eher nicht zu erwarten. Aber man sollte in Lausanne die Augen und die Ohren weiter öffnen, wenn eine sportverrückte Nation, dazu auch noch die Nation, die den ewigen Medaillenspiegel der olympischen Winterspiele anführt sich mehrheitlich gegen Spiele in einer der wichtigsten Wintersportregionen Deutschlands ausspricht.

Die Zeit für Reformen ist gekommen, nicht zuletzt und vor allem beim Internationalen Olympischen Komitee!

Dienstag, 12. März 2013

Die Qual der Wahl?

Es ist der 12.03.2013. In zwei Wochen beginnt die K-Woche. Ostern 2013. In Frankfurt schneit es, der Winter ist zurück. Der ferne Osten bangt gerade vor einem Diktator, der mit Krieg droht und allerlei Katastrophenszenarien entwirft. In den USA steht man vor den Trümmern eins Haushalts und macht sich Gedanken, wie man die Staatsschulden bekämpft. Und inmitten dieser aufregenden Zeit begeben sich 115 Männer in einen sakralen Raum, abgeschnitten von der Außenwelt, ohne Handys, ohne Internet, ohne Zeitungen und vollziehen eine Wahl, wie sie ganz eindeutig einmalig ist. 115 Kardinäle der katholischen Kirche beginnen das Konklave. Ein neuer Heiliger Vater, der Stellvertreter Gottes auf Erden, der Nachfolger des heiligen Petrus wird neu gewählt.

Benedikt XVI. war gut acht Jahre Papst. Er wollte es nicht sein, wollte nie den heiligen Stuhl betreten, doch er wurde gewählt. Er erhielt den Ruf Gottes, der heilige Geist beseelte die Kardinäle im Jahr 2005 mit dem Ruf nach ihm. Benedikt XVI. tat dann am 13. Februar 2013 etwas historisches. Er erklärte seinen Rücktritt. Ein nahezu einmaliger Vorgang in der Kirchengeschichte. Knapp 700 Jahre zuvor, war dies das letzte Mal der Fall. Benedikt konnte und wollte nicht mehr. Das Amt hatte ihn gezeichnet. Die zunehmenden Skandale, Missbrauch, Vatileaks und dergleichen mehr, zehrten an ihm und an seiner Gesundheit. Er wollte emeritierter Papst sein. Sein Leben dem Gebet widmen. In Stille und in Würde den letzten Lebensabschnitt begehen. Kein öffentliches Ableben, wie Johannes Paul II. Keine Schwäche zeigen in einer Zeit, in der die Kirche ohnehin geschwächt ist. Nein Benedikt XVI. gingt einen mutigen Schritt. Man mag über sein Pontifikat diskutieren können. Über Leistungen und Fehlleistungen. Über gelungene Akzente und verpasste Momente. Aber der Schritt den Hirtenstab niederzulegen war mutig und wird das Papsttum verändern.
Wieso auch soll einem Papst es nicht möglich sein, das Amt über sich selbst zu stellen und den Hirtenstab weiterzugeben? Wieso soll ein Papst nicht die Möglichkeit haben zu sagen, ein Jüngerer muss das Amt übernehmen, für die Kirche, für das Christentum. In einer modernen Zeit, wie wir sie heute gerne anpreisen, muss das möglich sein, sollte dies keine Ausnahme bleiben.

Doch wer wird der neue Pontifex der katholischen Kirche? Wer wird die Kirche in Zeiten der Krise übernehmen? Wen bestimmen die Kardinäle zum Stellvertreter Gottes auf Erden?
Viel wird spekuliert. Ein erster Papst aus Schwarzafrika. Ein Bettelmönch aus den USA. Ein deutschstämmiger Brasilianer. Ein Österreicher. Ein 55-jähriger Phillipine. Oder am Ende doch nach 35 Jahren wieder ein Italiener.
Offiziell darf es keine Absprachen geben. Offiziell empfängt jeder seine eigene Wahl durch den heiligen Geist. Doch inoffiziell wird schon seit einer Woche gekämpft und gefeilscht. Es werden Koalitionen gebildet und es wird überlegt, wer die katholische Kirche in einer solch schweren Zeit am ehesten führen kann.
Gleichgeschlechtliche Ehen, Abtreibung, Missbrauchskandal, Vatileaks, um nur die wichtigsten, die am meist beachtesten Punkte in der Öffentlichkeit zu nennen, sind Felder und Probleme, mit denen sich der neue Pontifex auseinandersetzen muss. Aber natürlich werden von ihm auch eine Öffnung der katholischen Kirche, eine Reform der Kurie, ein interreligiöser Dialog und noch viel mehr Dinge erwartet. Aufgaben, die wohl für die meisten Menschen zu viel wären. Doch der Papst ist ja schließlich der Stellvertreter Gottes und der muss sowas ja wohl können, sagen die einen. Der Papst und das sagen doch ein paar andere, ist grundsätzlich auch "nur" ein Mensch. Was etwas abwertend klingt "nur" ein Mensch, ist letztendlich die ganze Wahrheit. Der Papst ist ein Mensch. Dass er von 115 Kardinälen zum Stellvertreter Gottes, zum Heiligen Vater gewählt wird, macht ihn nicht zu einem übermenschlichen Wesen. Es macht ihn in schweren Zeiten vielleicht sogar viel eher zu einem sehr einsamen Menschen.

Ich wünsche dem neuen Papst, wer auch immer es dann wird, vor allem, dass er nie allein sein wird, dass er gesund bleibt und dass er die Kraft hat, dieses anstrengende Amt auszuüben. Natürlich wünsche ich mir neue Impulse und vielleicht sogar eine Art Sensation in den Entscheidungen des neuen Papstes, aber ich wünsche mir vor allem eins, dass die Menschen den Papst als das sehen, was er ist, einer von ihnen. Ein Mensch. Der Oberhirte der katholischen Kirche zwar, aber doch ein einfacher Mensch, der sein Leben Gott und Christus verschrieben hat.