Freitag, 29. April 2011

Modernes Märchen oder nur gelungene Abwechslung!?

Wir schreiben das Jahr 2011. Alt ist es noch nicht. Aber viel passiert ist in dieser kurzen Zeit. Da wären die Aufstände in Nordafrika. Menschen kämpfen gegen Diktatoren, gegen Terror und Gewalt und für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Da wäre die Naturkatastrophe in Japan mit anschließender nuklearer Katastrophe. Da wären innenpolitisch Landtagswahlen, vor allem eine, die das politische Fundament in Deutschland aus den Angeln zu heben schien.
Und was kommt dann? Eine Hochzeit! Eine Hochzeit, in London. Ein Ereignis, das die ganze Welt scheinbar für Stunden still stehen lässt.
Vergessen sind Terror und Kämpfe, um Freiheit. Vergessen sind die Überlebenskämpfe und Arbeiten gegen die nukleare Katastrophe in Japan. Vergessen sind die Wahlen in Deutschland, die uns so lange auf Trab hielten. Nein, alles war an diesem Freitag, den 29.04.2011 Nebensache oder gar vollkommen in Vergessenheit geraten. Es zählte nur dieser eine Satz, gesprochen von zwei jungen Menschen, die sich ewige Liebe schworen. "Yes, I will"

Aber wieso schauen wir uns das alle an? Wieso sind in London Millionen von Menschen auf der Straße um nur einen kleinen Blick zu erhaschen, auf einen Thronfolger, der zugegeben wohl pompösesten noch agierenden Monarchenfamilie der Welt? Wieso sitzen Milliarden Menschen am Fernseher um das gehauchte "Yes, I will" zu hören? Weil es schön ist? Weil es uns in eine andere, längst vergangene Zeit versetzt? Weil es uns eine Welt zeigt, die für die übergroße Mehrheit der Weltbevölkerung für immer verschlossen bleibt?

Vielleicht ist es das, ja! Aber wahrscheinlich ist es gerade in der jetzigen Zeit noch viel mehr. Einen Moment des Stillehaltens. Einen Moment des Vergessens aller Probleme, nicht nur der eigenen Probleme, sondern viel mehr der großen Probleme auf aller Welt. Wir erfreuen uns an den Bildern aus Westminster Abbey. Wir sehen gerne die Uniformen, die Kleider, die Hüte. Wir hören gerne das Läuten der Glocken und wir verdrücken womöglich gar eine Träne, als der Prinz seiner Prinzessin den Ring ansteckt. Die Mädchen und Frauen träumen davon selbst diese Prinzessin zu sein. Die Jungs und Männer haben weniger Interesse daran, aber insgeheim wären sie doch gerne der Prinz, der jetzt dort steht und seine Prinzessin zur Frau nimmt.

Es ist einfach eine schöne, heile Welt. Vielleicht nur oberflächlich, vielleicht nur zum Schein. Aber für uns alle ist sie das. Wir sitzen alle in der Kutsche und fahren zum Buckingham Palace. Wir stehen dann alle auf dem Balkon und winken "Unseren Untertanen". Wir alle sind für ein paar Stunden Prinzen und Prinzessinnen. Und genau deshalb brauchen wir das. Dieses moderne Märchen, diese gelungene Abwechslung vom Alltag.

God saves our Princesses and Princes.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen